Dankwallfahrt zur Wannenkapelle am 10.09.2022

Aktueller denn je ist die Frage, wie in unserer Gesellschaft und darüber hinaus weltweit der Frieden bewahrt oder erreicht werden kann. Die erneut gut besuchte Dankwallfahrt der Stadt Weißenhorn erinnerte an die Verschonung der Fuggerstadt im Krieg und stellte die Verantwortung der heute Lebenden in den Mittelpunkt.
Eine kleine Gruppe Fußpilger ging von Weißenhorn zur Wannenkapelle. Nach dem Fußweg, auf dem zwei geistliche Haltepunkte von der Gemeinde-referentin Uta Kohler vorbereitet wurden, kamen an der Wannenkapelle die „motorisierten Pilger“ dazu – unter ihnen die beiden Pfarrer Lothar Hartmann und Thomas Pfundner. Mit der Wallfahrt erinnert die Stadt in Dankbarkeit an ihre Verschonung im Krieg, als sie nur knapp durch den Mut einiger Weißenhorner Bürger, die an der Pfarrkirche die weiße Fahne hissten, der Vernichtung entging. Schwester Alfonsa Forster, in den Kriegstagen Oberin der Dillinger Franziskanerinnen in Weißenhorn, notierte am 12.Mai 1945 in ihrem Tagebuch: „Heute machen wir eine Wallfahrt nach Maria Hilf – also zur Wannenkapelle – zum Dank für den Schutz des Himmels in den schweren Apriltagen.“
Der Gottesdienst im Stadel der Familie Gutter in Meßhofen, den die Weißenhorner Pax Christi Gruppe vorbereitet hatte, stellte die Suche nach Frieden in den Mittelpunkt. Gemeinsam dachte man über die Grundlagen des Friedens nach und baute daraus ein „Haus des Friedens“.
Matthias van Velsen und Winfried Bader sorgten mit ihrer Musik für die richtige Stimmung. In seiner Predigt verband Stadtpfarrer Lothar Hartmann die Situation damals am Ende des Krieges mit dem Unfrieden heute: Mitten in Europa ist wieder Krieg und sind Menschen auf der Flucht. In einer solchen Situation sind gerade auch Christen gefragt, denn der christliche Glaube ist nicht unpolitisch, sondern mischt sich ein. Es geht um das Leben – nicht nur um unser eigenes, sondern auch das unserer Kinder, Enkel und der zukünftigen Generationen – Christen treten ein für eine zukunftsfähige Gesellschaft, die endlich aussteigt aus einer Kultur der Zerstörung der eigenen Lebens-grundlagen. In alter Pilgertradition gab es nach dem Ende des Gottesdienstes eine Pilgerbrotzeit. Dabei wurde erneut ein Arbeitskreis der Weißenhorner Kirchen und der Stadt sowie der Stadtgesellschaft angeregt, um die traditionelle Dankwallfahrt und den daraus resultierenden Auftrag – Weißenhorn soll Friedensstadt werden – in die Zukunft zu führen.
Text: Jutta Hoffmann


Foto: Paul Silberbaur